7.4.1 Die Textstelle
"Vieles nun soll Thamus dem Theuth über jede
Kunst dafür und dawider gesagt haben, welches
weitläufig wäre alles anzuführen.
Als er aber an die Buchstaben gekommen, habe
Theuth gesagt:
'Diese Kunst, o König, wird die Ägypter weiser
machen und gedächtnisreicher, denn als ein Mittel
für Erinnerung und Weisheit ist sie erfunden.'
Jener aber habe erwidert: 'O kunstreicher Theuth,
einer weiß, was zu den Künsten gehört, ans Licht zu bringen;
ein anderer zu beurteilen, wieviel Schaden und
Vorteil sie denen bringen, die sie gebrauchen werden.
So hast auch du jetzt, als Vater der Buchstaben,
aus Liebe das Gegenteil dessen gesagt, was sie bewirken.
Denn diese Erfindung wird den Seelen der Lernenden vielmehr
Vergessenheit einflößen aus Vernachlässigung
der Erinnerung, weil sie im Vertrauen auf die Schrift
sich nur von außen vermittels fremder Zeichen,
nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar erinnern werden.
Nicht also für die Erinnerung, sondern nur für die
Gedächtnisstützung hast du ein Mittel erfunden,
und von der Weisheit bringst du deinen Lehrlingen
nur den Schein bei, nicht die Sache selbst. Denn indem
sie nun vieles gehört haben ohne Unterricht, werden
sie sich auch vielwissend zu sein dünken, obwohl
sie größtenteils unwissend sind, und schwer zu behandeln,
nachdem sie dünkelweise geworden statt weise."
![](uploads/pics/griech_text.jpg)