Peter Matussek

Medienästhetik der Schrift

2. Psychologie des Lesens

2.1.1 Kontinuität des Lesevorgangs als Simulation des Gehirns

Vorhersehbare und unvorhersehbare Änderungen der Textposition

Probieren Sie aus, ob es Ihnen gelingt, diesen Text zu lesen und dabei mit dem Kopf zu wackeln – etwa so:

(Beginnen Sie die Lektüre dieses Absatzes erst, wenn der Dozent Sie dazu auffordert.) Wenn der Dozent das Browserfenster hin und her schiebt, ist es deutlich schwieriger, den Text zu lesen, auch wenn die Ortsveränderungen des Schriftbildes etwa gleich sind. Woran könnte das liegen?

2.1.1 Kontinuität des Lesevorgangs als Simulation des Gehirns

Vorhersehbare und unvorhersehbare Änderungen der Textposition

Was uns während des Lesevorgangs als gleichmäßige, lineare Bewegung der Augen erscheint, ist in Wirklichkeit eine Leistung des Gehirns, das die ruckartigen Bewegungen der Saccaden sowie andere Gesichtsfeldveränderungen ausgleicht.

Probieren Sie es, indem Sie der Anweisung im Textfeld folgen.

Diese Leistung des Gehirns funktioniert nur deshalb, weil die Positionsänderungen der Vorlage vom Lesenden willentlich vollzogen werden: Die Änderung der Blickrichtung wird antizipiert, und so kann der Ãœbergang zur nächsten Perspektive mit der vorherigen nahtlos verknüpft werden; der Lesefluss bleibt erhalten.

 

2.1.1 Simulation eines kontinuierlichen Leseflusses模拟连续阅读过程
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