10.3.3 Romantik: passioniertes bzw. hermeneutisches Lesen
- Library of Congress in Washington, D.C., 1897 fertiggestellt, Quelle: Blog Books to the Ceiling
- Karikatur zur Lesesucht (1863)
Die erzwungene Lage und der Mangel an körperlichen Bewegungen beim Lesen, in Verbindung mit der so gewaltsamen Abwechslung von Vorstellungen und Empfindungen führt zu Schlaffheit, Verschleimung, Blähungen und Verstopfungen in den Eingeweiden, namentlich zu Hypochondrie, die bey dem weiblichen Geschlecht recht eigentümlich auf die Geschlechtsteile wirkt. (Beyer 1795, nach Kottkamp 2005).
Die Lesesucht ist eine unmäßige Begierde, seinen eigenen, unthätigen Geist mit den Einbildungen und Vorstellungen Anderer aus deren Schriften vorübergehend zu vergnügen. Man lieset, nicht um sich mit Kenntnissen zu bereichern, sondern um zu lesen; man lieset das Wahre und das Falsche prüfungslos durch einander, ohne Wißbegier, sondern mit Neugier. Man lieset und vergißt. Man gefällt sich in diesem behaglichen, geschäftigen Geistesmüßiggang, wie in einem träumenden Zustande. (Zschokke 1821)