Peter Matussek

Medienästhetik der Schrift

8. Verschriftung und Verschriftlichung im Mittelalter

8.2.2 Monastisches Schreiben und Lesen

                    Scriptores                           Rubricatores                    Miniatores / lluminatores

Mittelalterliches Skriptorium (Abb. aus dem 14. Jh.) – Quelle: https://medievalfragments.wordpress.com

incipit sentiarum diversorum patrum pars altera.
Aus: Isidorus: Sententiae variae patrum (8./9. Jh.).
Quelle: Bayerische Staatsbibliothek

Mönche beim gemeinsamen Lesen
Quelle: www.sankt-georgen.de

8.2.2 Monastisches Schreiben und Lesen

Kopieren und Illustrieren gehört zu den bedeutendsten Kulturleistungen der Klöster. Bibliotheken und Schreibstuben wurden von den meisten Benediktinerklöstern nach dem Vorbild des spätantiken Staatsmanns und Schriftgelehrten Cassiodor eingerichtet. Dabei wurde bei den Benediktinern gemeinsam in großen Arbeitsräumen geschrieben, bei den Zisterziensern und Kartäusern dagegen in kleineren Zellen.

Man unterschied

• scriptores (Schreiber)
• rubricatores (von lat. rubricare = rotfärben: Rotschreiber) für Kapitelanfänge
• miniatores (von lat. miniare = verzieren: Miniaturmaler)
• illuminatores (von lat. illuminare = erleuchten: Vergolder)

Geschrieben wurde mir Rohrfedern (Calamus), danach mit Vogelfedern, besonders Gänsekielen.

Randlinien wurden mit Lineal (regula) und Falzbein bzw. Falzblei (plumbum) gezogen, wobei eine geritzte Vertiefung auch auf der Rückseite zu sehen war, so dass Schriftzeilen sich decken konnten.

Charakteristisch für den frühmittelalterlichen Schriftgebrauch war das Lesen in Gemeinschaft, wobei der Text vernehmlich gesprochen oder leise gemurmelt wurde.

Dies änderte sich ab dem 12. Jh., vor allem unter dem Einfluß der Leseanweisungen Hugos von St. Victor (vgl. 8.3.4).

8.2.2 Monastisches Schreiben und Lesen写作
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