2.4.2 Das Bottom-up-Modell der Worterkennung
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Quelle: McClelland/Rumelhart (1981)
Quelle: McClelland/Rumelhart (1981)
Sogenannte "Bottom-up-Modelle" der Worterkennung, wie z.B. das abgebildete von McClelland/Rumelhart (1981), das auch in der neuesten Forschungsliteratur aufgegriffen wird (vgl. Dehaene 2007, S. 59), sind unzutreffend, sofern sie den Eindruck erwecken, dass unser Gehirn sukzessive aus Strichelementen buchstaben und aus diesen wiederum Wörter bilde. Wie sich anhand der zuvor erörterten Experimentalbefunde klar zeigen lässt, funktioniert die Worterkennung (wie übrigens Wahrnehmungsprozesse überhaupt) vorwiegend im "Top-down-Modus", das heißt: In unserem Gehirn operieren Erwartungssysteme ("Heuristiken"), die schon auf partiell erfasste Schriftmerkmale mit kompletten Wort- und Wortgruppen-Annahmen reagieren. Dabei konkurrieren freilich oft mehrere alternative Worterkennungs-"Vorschläge". Welcher sich durchsetzt, hängt in der Regel nicht davon ab, ob sämtliche Features und Buchstaben korrekt identifiziert wurden, sondern ob er dem jeweiligen Leser plausibel erscheint.