Peter Matussek

Medienästhetik der Schrift

10. Von der Gutenberg- zur Turing-Galaxis

10.3.5 Gegenwart: Selektives bzw. dissoziatives Lesen

vgl. Julika Griem (2021)

10.3.5 Gegenwart: Selektives bzw. dissoziatives Lesen

#s. auch Neuro#

Heutige Bibliotheken tragen dem Medienwandel Rechnung. Die Neue Bibliothek von Alexandria ist ein hervorragendes Beispiel. Der 45 000 Quadratmeter große Gebäudekomplex wurde von 1995 bis 2001 in der gleichnamigen Stadt in Ägypten erbaut und kostete 250 Millionen US-Dollar. Errichtet wurde sie am Originalstandort der 49 v. Chr. (mit geschätzten 700 000 Papyrus-Schriftrollen ging das gesamte Wissen der Antike verloren) und 391 n. Chr. zerstörten Alten Bibliotheken von Alexandria.
Unter der Schirmherrschaft der UNESCO und der ägyptischen Regierung wurde die Bibliothek neu aufgebaut, um als "führende Institution des digitalen Zeitalters" das "Wissen der Menschheit zu sammeln". Sie bietet 2000 Leseplätze und eine maximale Kapazität für 8 Millionen Bücher; bisher sind 200 000 Bücher vorhanden. Sie beinhaltet außerdem sechs spezialisierte Büchereien (u.a. für Kinder und Blinde), vier Museen (u.a. mit Antiquitäten und einem Museum zur Geschichte der Naturwissenschaften), ein Planetarium, das "Culturama" (kulturelles Panorama mit neun interaktiven Projektoren), acht Forschungszentren, 15 permanente Ausstellungen (u.a. zur Stadt Alexandria), vier Kunstgallerien und ein Konferenzcenter für mehrere tausend Personen. 1,5 Millionen Besucher strömen jährlich in die Bibliothek.
Das markanteste Merkmal der Bibliotheca Alexandrina ist das zum Meer hin geneigte scheibenförmige Glasdach mit 160 m Durchmesser. Es erhebt sich aus einem vorgelagerten Wasserbassin - gleichsam der aus dem Meer aufgehenden Sonne.

10.3.5 Gegenwart: Selektives bzw. dissoziatives Lesen10.3.5 当代:选择性且分散的阅读
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