Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

6. Musik der griechischen Antike

6.1.1 Saiteninstrumente

Harfe

Barbitos

Kithara

Lyra

Phorminx






Abbildungen: Müller (1998)

Klangbeispiele: Halaris, Christodoulos: Music of Ancient Greece; Orata.

6.1.1 Saiteninstrumente

Die Harfe ist eines der ältesten Instrumente überhaupt. Vermutlich wurde sie von den Griechen - je nach Form - als Trigonon oder Pektides bezeichnet. Sie war das manchmal heimlich gespielte Instrument der Frauen. Aristoteles wendet sich insbesondere gegen den erotischen Charakter, der dem Harfenspiel zugeschrieben wird. Selbst die Musen - der Pflege der musikalischen Künste verpflichtet - greifen nur selten zu diesem Instrument: sie geben die Harfe weiter an die "Musen des Hades", die Sirenen.

Die Erfindung der Lyra wird im vierten Homerischen Hymnos auf Hermes besungen. Hermes weidete die Schale einer Schildkröte aus und machte daraus den schalenförmigen Schallkörper. In der Lyrik wird die Lyra deshalb häufig mit Wörtern bezeichnet, die für 'Schlildkröte' stehen (chelys, chelunna). Lyra und Barbitos gehören zu den sog. bowl lyres, die sich von den box lyres (khitara) insbesondere durch einfachere Konstruktion unterscheiden (Schale statt Klangkasten). Sie ist das für alle Anlässe verwendbare Instrument der gewöhnlichen Leute, aber auch Apollo oder die Musen tauschen gelegentlich die Kithara gegen eine Lyra.

Der Barbitos, der wie die Lyra zu den schalenförmigen Leiern gehört, unterscheidet sich von dieser v.a. durch die deutlich längeren Arme, deren Form an die Seitenansicht einer Vase erinnern. Vermutlich hatte der Barbitos also längere Seiten und war tiefer gestimmt. Er hatte wahrscheinlich eine wesentlich geringere Leitfähigkeit und gedämpfteren, weichen Ton als Kithara und Lyra. Den Barbitos findet man fast ausschließlich in Kontexten des Symposiums oder (erotischer) Festlichkeiten - es ist das Instrument von Dionysos. Das (verlorengegangene) Schauspiel Die Barbitosspieler des Komödienschreibers Magnus karrikiert die eleganten Trinkzirkel im Athen des späten sechsten Jahrhunderts v.Chr.. Doch bereits für Aristoteles war der Barbitos aus der Mode gekommen.

Die Kithara ist gegenüber den anderen Leiern wesentlich anspruchsvoller in Anfertigung und in Spielweise - Aristoteles empfahl sie nur für den "professionellen" (technikon) Einsatz. Während die Lyra viel in Erziehung und Bildung der Jugend Verwendung findet, ist die Khitara das Instrument der Künstler beziehungsweise der Spiele und Wettbewerbe. Die große und schwere Kithara wird meist im Stehen gespielt. Dabei hält der Spieler mit der linken Hand das Instrument fest gegen seine linke Körperhälfe gestemmt. Größe, Saitenanzahl und Aussehen differieren stark je nach Epoche – nach etwa 500 v. Chr. bleibt die Kithara, v.a. die Wiegenkithara mit rundem Schallkasten, den Frauen und Musen vorbehalten.

Mit Phorminx bezeichnet man einfachere Formen der Kithara. Wahrscheinlich war die Phominx das Instrument der Epiksänger: sie war klein und leicht, hatte drei oder vier Saiten und wie die Wiegenkhitara einen runden Schallkörper. Die Phorminx ist das Saiteninstrument der Homerschen Dichtung - er bezeichnet ihren Klang als "hellklingend" und "schmeichelnd". Auf nahezu allen Abbildungen ist ihr Kontext der der Dichtung und des Gesangs. Erst später scheint diese viersaitige Leier auch Verwendung beim Tanz zu finden.

 

 

 

 

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