12.1.2 Uniformität des Satzspiegels: Textfiguren
![](typo3temp/pics/ff391a66da.jpg)
Links: Johann C. Spieß: Gedächtniß Pforte (1710). Quelle: Adler/Ernst (1987). Rechts: Bayer (1903), Titelblatt.
Links: Johann C. Spieß: Gedächtniß Pforte (1710). Quelle: Adler/Ernst (1987). Rechts: Bayer (1903), Titelblatt.
Die Industrialisierung des Buchdrucks führte zu einer Standardisierung des Schriftbildes. Als Gegenreaktion kam es immer wieder zu Versuchen, die verlorengegangene Figuralität des Schriftbildes mit den Mitteln, die sie nivellierten, zurückzugewinnen.
Das Beispiel links aus dem frühen 18. Jahrhundert lässt noch ein großes Bemühen des Schriftsetzers erkennen, durch eine Vielfalt von Schrifttypen, ungewöhnliche Anordnung der Zeilen sowie Hinzufügung von Linien und Bildstempeln ein figuratives Erscheinungsbild zu erreichen, das entfernt an die mittelalterlichen Textanfänge (Incipits) erinnert.
Das Beispiel rechts vom Anfang des 20. Jahrhunderts zeugt von der fortschreitenden Wegrationalisierung solcher Bemühungen. Die figurativen Elemente werden nur noch durch verschiedene Schriftstile (schmale, breite und gesperrte Schrift in verschiedenen Größen und Grauabstufungen) sowie lithographierte Abbildungen erzielt. Dabei fällt auf, dass die industriellen über ästhetische Kriterien dominieren: Der Aufsatztitel ("Neue Fische...") wird so umbrochen, wie es der Industriestandard verlangt, obwohl das unschön aussieht und leicht zu vermeiden gewesen wäre.