Peter Matussek

Medienästhetik der Schrift

6. Die antiken Schriftkulturen

6.2.4 Ägypten IV: Verlautlichung durch Akrophonie

6.2.4 Ägypten IV: Verlautlichung durch Akrophonie

Die Abb. zeigt den "Stein von Rosette", eine über 1 m hohe Granitplatte, die von Napoleons Soldaten 1799 in Rashid an der Nilmündung gefunden wurde. Da sie denselben Text in Griechischer (unten) und ägyptischer Schrift (oben, dazwischen demotisch) enthält, gab sie die entscheidenden Hinweise zur Entzifferung der Hieroglyphen.

Durch Klicks auf den Button oben rechts können Sie die Stadien der Entzifferung nachvollziehen. Ein Schlüssel hierzu war die Fokussierung auf Eigennamen, von denen die Archäologen bereits wussten, dass die Ägypter sie durch eine ovale Umrandung markierten (die sog. "Königskartuschen" von frz. "cartouche" = Patrone). Da die Schreibweise dieser Eigennamen eine möglichst genaue Verlautlichung erforderte, verwendeten die Ägypter Hieroglyphen hier nicht nach der Bedeutung der dargestellten Objekte oder Ideen, sondern lediglich, um den Anfangslaut ihrer Aussprache zu bezeichnen. Die Entdeckung dieses Prinzips der "Akrophonie" (von griech.: akros=Spitze und phonein=tönen) brachte schließlich den Durchbruch.

Der Vorgang der Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen war gleichwohl hochkomplex. Forscher aus England und Frankreich (die heftig miteinander konkurrierten, weil beide Länder gegeneinander im Kriegszustand waren) konnten erst in einer langjährigen Tüftelarbeit das Rätsel lösen. Einen Eindruck von der Schwierigkeit der Aufgabe vermittelt der unten verlinkte Dokumentarfilm.

Wer sich für die Entzifferung alter Schriften im weiteren Umfang interessiert, dem sei das Buch von Doblhofer (1957) empfohlen.

6.2.4 Ägypten IV: Verlautlichung durch Akrophonie6.2.4 古埃及IV:语音学的音节符号和音标符号
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