Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

2. Psychologie des Hörens

2.2.4.1.3 Beispiel Lady Gaga: 'Bad Romance'

2.2.4.1.2 Beispiel Lady Gaga

Als besonders markantes Beispiel für einen Ohrwurm nennt die Studie von Finkel/Jakubowski et al. (2016) den Song Bad Romance von Lady Gaga (2009), der von 3000 Befragten zur INMI am häufigsten genannt wurde.
Seine Charakteristika entsprechen den zuvor genannten Kriterien:
1. Leichte Singbarkeit (einfach u. vertraut): Intro: Bach-Fuge, dann Stil-Affinitäten zu Madonna u. M. Jackson, Chorus:  dt. House-Techno
2. Abgestufte Intervallbewegung (eher kleine als große Sprünge): mit Ausnahme von b (s. u. 4.) fast nur Ganz- u. Halbtonschritte
3. Bogenförmig auf- u. absteigende Melodiekontur: s. Pfeile in Zeile 1
4. Wiederholungen*, kombiniert mit Erwartungsdiskrepanzen: a-a-b-b, wobei in b = je 3 Wh., dann Melodie- u. Rhythmuswechsel
5. Auftaktartiger Rhythmus („Upbeat“): Oh-oh-oh-oh-ooh-...
    6. Hohes Tempo: 119 BPM
Empirische Studien wie die hier exemplarisch erwähnte sind jedoch kaum geeignet, die je spezifische Wahrnehmungs- und Empfindungsqualität von Ohrwürmer bzw. INMI-Phänomenen zu erfassen, da sie sich allein auf musikalisch-strukturanalytische Parameter stützen, um ihre Befunde zu objektivieren.
Wie wenig damit erreicht ist, zeigt eine probabilistische Anwendung derselben Parameter, die zur Charakterisierung des Lady Gaga-Ohrwurms herangezogen wurden, mit einer Komposition, die zweifellos ebenso Ohrwurm-Charakter hat, aber in ihrem Gefühlsausdruck doch sehr verschieden ist:


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* zur Wirkung von Wiederholungen vgl. auch Margulis 2014

2.2.4.1.3 Beispiel Lady Gaga2.2.4.1.3 Beispiel Lady Gaga
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Fragezeichen