Peter Matussek

Medienästhetik der Schrift

6. Die antiken Schriftkulturen

6.4.1 Levante I: Proto-semitische Inschriften (vor 1800 v.u.Z.)

Quellen: British Museum, London, EA41748; Privatfoto.

Markierung

6.4.1 Levanteküste I: Proto-semitische Schriften (um 1800 v.u.Z.)

Die Ägypter verwendeten zwar neben ihren Logogrammen schon um 2000 v.u.Z. 22 Hieroglyphen, die nach dem Prinzip der Akrophonie als Lautzeichen, v.a. zur Schreibung von Eigennamen, dienten. Aber wie wir gesehen haben, beruhte ihr Schriftsystem vorwiegend auf einem komplexen Miteinander von Logogrammen, Silben- und Mehrkonsonanten- sowie Deutzeichen.

Das erste alphabetische, d.h. durchgängig phonographische Schriftsystem scheint gleichwohl in Ägypten um 2000 v.u.Z. entstanden zu sein. Darauf deuten zwei 1999 in der Oase Wadi el-Hôl in Zentralägypten entdeckte Inschriften hin (s. Abb. unten). Sie weisen so große Ähnlichkeiten mit proto-semitischen Inschriften auf der Sinai-Habinsel auf (s. Abb. oben), dass die Vermutung naheliegt, sie stammten von Arbeitern (evtl. Zwangsarbeitern, wie sie die Bibel erwähnt) oder Händlern semitischen Ursprungs.

So ist z.B. die Hieroglyphe des Stierkopfes (in der Abb.-Variante b hervorgehoben) eindeutig nicht ägyptischen Ursprungs. An ihren zunehmend abstrakter gezeichneten Wiederverwendungen in den nördlicheren Gebieten der Levante lässt sich ablesen, dass die semitischen Alphabete sich in den folgenden Jahrhunderten weiter etablierten ...

6.4.1a Levante I: Proto-semitische Inschriften (um 1800 v.u.Z.)6.4.1 黎凡特地区I:闪米特文字
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