Erläuterungen zum Logo

Inversion des Blicks

Der betrachtete Betrachter

 


Still aus dem Intro.

 


 

     
 

Ich habe die Schrift in meinem Monitor-Logo gespiegelt, um auf die Option einer Blickumkehrung aufmerksam zu machen.

Der Trend des Interface-Designs geht dahin, die Schnittstelle zum Verschwinden zu bringen, d.h. sie für den Benutzer unmerklich zu machen. Mit dem "vanishing interface" (Brenda Laurel) schwindet jedoch zugleich das Bewußtsein des Benutzers für die Situation, in der er sich befindet: vor dem Terminal. Diese Art der Situationsvergessenheit, die für den Unterhaltungswert von Simulationsspielen durchaus förderlich ist. Sie führt aber im alltäglichen Umgang mit digitalen Medien zu einem bedenklichen Verlust an Selbstreflexivität. Wenn wir nicht mehr wahrnehmen und spüren, daß wir es sind, die dem Geschehen im Terminal Sinn und Bedeutung verleihen, werden wir zu passivisierten, phantasielosen Objekten fremdbestimmter Interessen. Ich postuliere deshalb ein Schnittstellendesign, das Selbstreflexion ermöglicht, indem das Medium als solches zu Bewußtsein gebracht wird.

Durch die Spiegelschrift soll eine Blickrichtung angedeutet werden, die das gewohnheitsmäßige Verhältnis umdreht: nicht in den Cyberspace hineinzuschauen, sondern sich von diesem sozusagen angeschaut zu fühlen, ist eine Voraussetzung für die Erkenntnis, daß es unsere eigenen Vorstellungen sind, die das Geschehen im virtuellen Raum konstituieren und an deren Realisation wir uns folglich üben sollten. Kurz: Wir müssen die Netze so betrachten, daß wir uns in ihnen wahrnehmen. Das externalisierte Gedächtnis der Informationssysteme kann nur unter der Bedingung eines solchen Wechsels der Blickrichtung zum Medium des Erinnerns gemacht werden. (Vgl. hierzu meinen Aufsatz Der selbstbezügliche Blick. Ein Merkmal des erinnernden Sehens und seine medialen Metamorphosen.