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Tranceinduktion durch Techno

Diese Art der Anknüpfung an die Orpheus-Legende wird durch das Equipment digitaler Klangproduktion in idealer Weise unterstützt. Es bietet alle Möglichkeiten zur Erzeugung akustischer Effekte, die Musikpsychologen als besonders trancefördernd auflisten. Dazu gehören

• die litaneienhafte Monotonie repetitiver Strukturen

• der geringe Melodieumfang,

• der Schalldruck sehr tiefer und lauter Töne sowie

• Schwingungen und Rhythmen zwischen 4 und 13 Hertz, die im Gehirn eine dominante Alpha-Theta-Aktivität hervorrufen – was dem Zustand tiefer Hypnose entspricht (vgl. Neher 1962, Brandl 1993, Koch 1995).

Die Abbildung unten zeigt ein entsprechendes EEG: Alpha- und Theta- (grün, pink) sind gegenüber Beta-Schwingungen (blau, rot, gelb) dominant.


Quelle: Jean-J. Flori/ Alain Gheerbrandt: Megamix. Trance; Arte 1996.

Dem kunstsinnigen Vorbehalt, daß Techno ein nervtötendes Gewummer sei, ist entgegenzuhalten, daß auch von Orpheus berichtet wird, er habe so laut gespielt, daß "allen die Ohren vom brausenden Spiele erdröhnten" (Argonautika I, 540). Den Idealtyp von Techno kann man nicht hören, man muß ihn spüren, den Körper von der Musik forttragen lassen, mit dem Ziel einer vollständigen Dissoziation vom Alltagsbewußtsein. Auch hier also wird der "Klebstoff" musikalischer Konventionen aufgelöst. Insofern eröffnet gerade das Dröhnen der Bass Drum eine absolute musikalische Leerstelle.