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Phonetische Besetzung der piktoralen Leerstelle

Die Weiterentwicklung der Animationstechnik allerdings sorgt dafür, daß auch diese Leerstelle allmählich von einem anderen Sinnesmedium okkupiert wird. George Bernard Shaw hatte das in der Figur der Eliza Doolittle, der Weizenbaum den Namen seines Programms entlehnte, schon antizipiert. In Shaws modernisierter Version der Pygmalionsage besetzt die Phonetik den Ort der piktoralen Leerstelle: Der Linguistikprofessor Higgins sorgt durch Akte der sprachlichen Disziplinierung dafür, daß der individuelle Artikulationsspielraum Elizas allmählich kolonisiert wird – hier in der Musical-Version von My Fair Lady (USA 1963):

Auch das Internet beginnt mittlerweile in einer Weise zu tönen, die der Phantasie die Flügel binden kann. Auch hier werden wir zunehmend den Pygmalion-Effekt beobachten können, daß der phonetische Drill den Platz einnimmt, der vorher noch der eigenen Stimme vorbehalten war. Der Netzkunst fällt damit auch im Bereich des Klangs die Aufgabe zu, neue Leerstellen zu eröffnen