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Leerstellen in der Malerei

 
 

Kemp 1985) vertritt erstmals explizit die Auffassung, daß es angesichts von Werken der bildenden Kunst ein Sehen von Unsichtbarem gibt, das jener Supplierung von "Leerstellen" entspricht, aus denen Iser (1971) die Appellstruktur literarischer Texte erklärte. Er demonstriert seine These an diesem Bild:

Léon Gérôme: Der Tod des Marschall Ney (1868)


Als Leerstellen fungieren hier:
1. Die leere Fläche der Mauer als Spur der vergangenen Handlung
2. der Raum vor dem Bild (verortet durch die Bewegungsrichtung des zurückblickenden Soldaten),
3. die Unbestimmtheit der Handlung,
4. die fehlende Stellungnahme.