Rezensionen zu:

Böhme / Matussek / Müller: Orientierung Kulturwissenschaft

 


 

     
 

"Alle drei (Autoren) sind mit den zwei wichtigsten Institutionen des Faches hierzulande verbandelt: dem kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und dem entsprechenden Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin. Allerdings hebt sich dieser Band durch seine skeptische Grundhaltung erfreulich von dem Ton der Selbstbeglückwünschung ab, der in dem neuen Fach gepfelgt wird. Die Autoren lassen bemerkenswerterweise offen, ob der Singular Kulturwissenschaft sich dauerhaft wird etablieren können. [...] Ob es sinnvoll ist, Studenten von Anfang an dem Synkretismus der Cultural Studies auszusetzen, statt sie zunächst eines der etablierten Fächer des Kanons studieren zu lassen – das wird man auch nach der Lektüre dieses klugen Buchs bezweifeln. [...] Man lernt hier eine Menge über die Ansätze kulturwissenschaftlichen Denkens im 19. Jahrhundert zwischen Völkerpsychologie, Kulturgeschichtsschreibung und Kulturphilosophie. Man findet konzise Darstellungen der Theorien von Georg Simmel, Ernst Cassirer und Aby Warburg. Es ist von der Psychoanalyse bis zur Medientheorie alles vorhanden, was gut und schwer verständlich ist, und alles wird brauchbar referiert – von Freud über Luhmann und McLuhan bis zu den beiden Assmanns."
DIE ZEIT


"Wer hingegen den Singular 'Kulturwissenschaf' bevorzugt - es dürfte noch immer die kleine und radikale Minderheit sein -, will zumindest mehr. Wie viel das und ob es erreichbar sei, steht, auch nach einem Jahrzehnt forcierter Institutionalisierungsbestrebungen, durchaus dahin. Zu diesem Ergebnis kommen auf ihre Weise auch drei Freunde des Singulars: Hartmut Böhme, Peter Matussek und Lothar Müller. Das überaus heterogene Spektrum der Traditionen, Themen und Methoden - von der Historischen Anthropologie über die Völkerpsychologie bis zur Psychoanalyse, von der Mediävistik bis zu den Cultural Studies -, das Böhme, Matussek und Müller gekonnt und instruktiv auffächern, spricht gewiss nicht schon dafür."
Neue Zürcher Zeitung


"Jeder der Abschnitte führt fundiert und reflektierend in das Arbeitsfeld ein, jeweils ohne die Ausführungen um die historische Dimension und die Divergenzen zwischen verschiedenen Forschungsansätzen zu verkürzen. […] Gegen die Vorstellung von einer 'Wissenschaft light' wurde Kulturwissenschaft im Vorwort als 'anspruchsvolles Abenteuer' etikettiert. Nicht nur der Reiz dieses Abenteuers wird in dieser Orientierung greifbar, auch die Ansprüche, die mit ihm gestellt sind. […] Mit der Zusammenstellung kulturwissenschaftlicher Einrichtungen und Studiengänge, die diesen Band abrundet, wird nach all den historischen und thematischen Orientierungen auch noch eine sehr praktische gegeben."
PhiN


"Zu Recht weisen sie (die Autoren) darauf hin, dass die Philologien nicht notwendig nur von Texten handeln müssen [...] Die Literaturliste nennt anspruchsvolle Studien aus den verschiedensten Disziplinen. [...] Es geht darum, die Komplexität der Dinge und unserer Welt herauszustellen."
Berliner Zeitung


"Den drei Autoren ist es gelungen, die komplexe Umbruch- und Umschichtungsgeschichte an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten von der alten deutschen Geisteswissenschaft zu Perpektiven einer interdisziplinären Kulturwissenschaft in einer Weise darzustellen, daß die genuinen kulturwissenschaftlichen Ansätze in den deutschen Geisteswissenschaften in ihrem kreativen und zukunftsträchtigen Potential freigelegt und für die neue Entwicklung zu einer Wissenschaft von der gesamten Kultur nutzbar gemacht werden kann."
Psychoanalyse im Widerspruch


"Fruchtbare Impulse aus dem angloamerikanischen Raum haben in Deutschland jüngst eine Debatte darüber angestoßen, ob man die in Frage stehenden theoretischen und institutionellen Felder, die traditioneller Weise den Geisteswissenschaften zugeschlagen werden, nicht präziser unter den Begriff der Kulturwissenschaften fassen sollte. Dahinter verbirgt sich mehr als eine bloße Umbenennung, bedeutet dieser Wandel doch eine grundsätzlich neue Perspektive, die andere Fragestellungen, Methoden und auch wissenschaftspolitische Strategien nach sich zieht. Hartmut Böhme, Peter Matussek und Lothar Müller, die man zurecht als engagierte Gründerväter dieser innovativen akademischen Richtung bezeichnen kann, liefern mit dem Band 'Orientierung Kulturwissenschaft' eine Bestandsaufnahme des aktuellen Entwicklungsprozesses. Die Autoren zeichnen diesen anhand der zahlreichen universitären Neugründen nach, legen die historischen Fundamente der Debatte frei und geben einen anschaulichen Überblick über die vielfältigen und komplexen interdisziplinären und internationalen Verknüpfungen frei, die den Kulturwissenschaften zugrunde liegen. Das Buch bietet somit innerhalb des dynamischen Wandels einen willkommenen Leitfaden, anhand dessen man sich über eines der wichtigsten Problemfelder aktueller wissenschaftlicher Diskussion umfassend informieren kann."

VECTRUM



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Unentschlossene Studienanfänger wird das anspruchsvolle Niveau der hier entfalteten Ansätze und die lange Liste allein der zur Einführung 'besonders' empfohlenen Titel im Literaturverzeichnis abschrecken. Ambitionierte Studenten dagegen könnten die Perspektiven, die das Buch eröffnet, so attraktiv finden, dass sie sich von den traditionellen Geisteswissenschaften abwerben lassen."
IASL online