Datenbankentwicklungen

"Entwicklung einer multimedialen Benutzungsumgebung für kulturwissenschaftliche Datenbanken"

HSP-III-Projekt (1998ff.)

 

Der Text ist ein Auszug aus dem damaligen Antrag.

 


 

     
 

Am kulturwissenschafltichen Seminar (KwS) konnten in den letzten Jahren dank verschiedener Eigeninitiativen und der Unterstützung durch das Rechenzentrum die Möglichkeiten der bibliographischen Recherche sukzessive ausgebaut werden. So besteht über hauseigene Server Online-Zugriff auf die Zweigbibliothek für Kultur- und Theaterwissenschaften, die institutseigene Literaturdatenbank (ZK) sowie über das Internet auf die Ressourcen der Universitätsbibliothek (UB) der HU und andere OPACS; im Aufbau befinden sich eine Videodatenbank für das fakultätseigene Videoarchiv und – von aktuell größter Wichtigkeit – eine Datenbank für den neugegründeten Studiengang Gender Studies.

Mit der relativ guten Verfügbarkeit der Informationsquellen wächst freilich der Bedarf an benutzergerechter Bedienungsführung und Selektion. Hier besteht ein akuter Nachholbedarf, nicht nur institutsintern, sondern auch von externen Serviceanbietern, etwa der UB, die – ausgehend von einer Präsentation der Internet-Aktivitäten am KwS – konkreten Bedarf angemeldet hat, Vorschläge zum Design und zur Ergonomie ihres Angebots zu erhalten. Diese Anliegen sollen mit dem beantragten Projekt gefördert werden, das zugleich als Chance begriffen wird, kulturwissenschaftliche Reflexion für die Entwicklung innovativer, multimedialer Interfaces fruchtbar zu machen. Dabei sind die folgenden grundsätzlichen Richtlinien maßgeblich:

• Zugänglichkeit
Die unterschieldichen verwendeten Rechnertypen und Netzwerkprotokolle erschweren bisweilen den Wechsel von einer Informationsquelle zur anderen bzw. lassen einen Zugriff teilweise gar nicht erst zu. Hier gilt es Abhilfe zu schaffen. Wo dies nicht durch Vereinheitlichung der Protokolle geleistet werden kann, soll der Wechsel von einem zum anderen durch entsprechende Makroprogrammierungen erleichtert werden. Priorität soll in jedem Fall TCP/IP bekommen, so daß möglichst alle Ressourcen von Browser-fähigen Applikationen aus zugänglich werden.

• Integration
Entsprechendes gilt für die Einbindung der unterschiedlichen Datenbanken unter einheitliche Benutzeroberflächen. Geplant ist die Programmierung von Agenten – die nicht mit den "intelligenten Agenten" am MIT konkurrieren müssen, sondern schlicht die Koordination und Bündelung von Input und Output bei Sammelanfragen an mehrere Datenbanken zu übernehmen hätten.

• Assoziation
Hierarchische Schlagwortkataloge und Thesauri sind für kulturwissenschafltiche Recherchen nicht immer hilfreich, weil wir es hier mit Gegenständen zu tun habe, die sich oft nicht apriorisch klassifizieren lassen, sondern je nach hermeneutischem Kontext ihre Deskriptoren wechseln. Als sinnvoller hat sich in der Praxis der KwS-eigenen Datenbanken das Verfahren erwiesen, den Benutzern individuell formulierbare Deskriptorenfelder anzubieten, die im Laufe der Arbeit an bestimmten Themen wechseln können. Mit dem beantragten Projekt soll dieses Prinzip der assoziativen Deskriptorenvergabe weiterentwickelt werden, indem die aktuelle Anpassung der Deskriptoren an neue Themenzusammenhänge dynamisch, über Begriffsverknüpfungen, erfolgt. Einen entsprechenden Prototypen, der in Java programmiert ist, gibt es bereits. Er bedarf nur noch der Implementierung und einer benutzerfreundlichen Gestaltung.

• Orientierung
Die erweiterten Zugriffsmöglichkeiten zu den verschiedensten Informationsquellen schlagen von einer Entlastung in eine Belastung um, wenn der Output nur in der Auflistung zahlloser Trefferanzeigen besteht. In Verbindung mit einschlägigen Workshops zur virtuellen Raumgestaltung, die am KwS in Kooperation mit dem Institut für Informatik durchgeführt werden, sollen Modelle entwickelt werden, die eine individuelle Gestaltung von Architekturen des Datenbankoutputs und ihrer Weiterverarbeitung ermöglichen. Gedacht wird hier an eine "Datenarchitektur" in Anlehnung an Hyper-G oder Apples X-Space , die sich die Benutzer je nach Bedarf "einrichten" können. Freilich soll und kann auch hier nicht mit großen Entwicklungslabors konkurriert werden. Vielmehr geht es um den Entwurf und die Visualisierung von Ideen, die als Vorschläge in größere insitutionelle Kontexte einzubringen sind. Gerade hierin sehen wir eine Chance, Multimedia-Technologien am KwS sinnvoll zu erproben und zu nutzen.
Der datenbanktechnisch übergreifende Ansatz des Projekts, das allen KollegInnen am KwS und letztlich auch anderen Instituten und Bibliotheken zugutekommen soll, erfordert studentische Hilfskräfte mit entsprechend verteilten Kompetenzen. Für sinnvoll halten wir deren Aufteilung nach Vertrautheit mit den am KwS in etwa gleichrangig gebräuchlichen Betriebssystemen, MS-DOS bzw. Windows und Mac OS, wobei selbstverständlich hybride Applikationen wie FileMaker und Java von beiden beherrscht werden müssen.