Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

2. Psychologie des Hörens

2.4.3 Psychophysiologische Modelle und ihre Grenzen

Das Dimensionsmodell der Grundgefühle nach Wilhelm Wundt

Quelle: Wundt (1873), §7.6, Fig. 8.

2.4.3 Psychophysiologische Modelle und ihre Grenzen

Seit der Herausbildung der Experimentalpsychologie gegen Ende des 19. Jahrhunderts versuchen Forscher, die Erfahrungstatsache des Zusammenhangs von musikalischen Klängen und Emotionen als Korrelate physiologisch messbarer Prozesse (Hautwiderstand, Atmung etc.) nachzuweisen.

Eine heute noch prominente Grundlage hierfür ist das dreidimensionale Modell der Grundgefühle nach Wilhelm Wundt (1873). Ihm zufolge lässt sich jedes Grundgefühl als ein Raumpunkt auf den drei Koordinaten Lust–Unlust, Erregung–Beruhigung und Spannung–Lösung verorten (Abb. links).

Um der zeitlichen Veränderung von Gefühlen gerecht zu werden, kombinierte Wundt dieses dreidimensionale Modell mit einer schematischen Darstellung ihrer Verlaufsformen (Abb. rechts). Auf die emotionale Wirkung von Klängen bezogen, lässt sich daraus ablesen, dass ein sich wiederholender Klang zunächst mit wachsendem Lustgefühl verbunden ist, dann aber zunehmend in Unlustgefühle umschlägt. Das lässt sich auch aufmerksamkeitspsychologisch begründen: Ein Klang, den wir zum ersten Mal hören, ist zunächst befremdlich, wird aber bei zunehmender Wiederholung vertrauter, was wir als angenehm empfinden. Wird er jedoch zu oft wiederholt, verlieren wir das Interesse und reagieren mit Langeweile.

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