Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

4. Hörerzentrierte Klangforschung

4.3.3 Auflösung des melodischen Gefüges

Arnold Schönberg: Orchesterstücke op. 16, III Farben (1909)

»Es sind kurze Orchesterstücke (zwischen 1 und 3 Minuten Dauer) ohne cyklischen Zusammenhang. Bis jetzt habe ich 3 fertig, ein 4-tes kann höchstens in einigen Tagen dazu kommen und vielleicht werden noch 2 bis 3 nachgeboren... [...] Ich verspreche mir allerdings kolossal viel davon, insbesondere Klang und Stimmung. Nur um das handelt es sich – absolut nicht symphonisch, direkt das Gegenteil davon, keine Architektur, kein Aufbau. Bloß ein bunter ununterbrochener Wechsel von Farben, Rhythmen und Stimmungen.«

Schönberg an Richard Strauss, 14. Juli 1909.

Quelle: Günter Reich (Moses), Richard Cassilly (Aron), BBC Singers, Orpheus Boys Choir, BBC Symphony Orchestra, Pierre Boulez (Leitung); Sony Classical 1993.

4.3.3 Auflösung der Melodie im Klang

Eine radikalisierte Form der Auflösung des melodischen Gefüges (vgl. das Wagner-Beispiel), die das gewohnheitsmäßige Wechselspiel von Protention und Retention außer Kraft setzt. Die melodische Leerstelle, die von der autonom gesetzen Klangfarbe eröffnet wird, fungiert als Anlaß einer supplementär produktiven Erinnerung.

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