Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

4.3.11 Suspension

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4

1. Satz, Ziffer 7:

Vgl. die Parallelstelle 1. Satz, Ziffer 23:

 

3. Satz, Thema 1:

3. Satz, Thema 2:

Quelle: Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, Rafael Kubelik (Leitung); Deutsche Grammophon 1968.

4.3.11 Suspension

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4

Als "Suspensionen" bezeichnet Adorno (1960) solche Stellen bei Mahler, in denen die Formimmanzenz mit den ihr eigenen Mitteln aufgekündigt wird: "Selbstbesinnungen des in sich Befangenen, nicht länger Allegorien des Absoulten. Retrospektiv werden sie von der Form aufgefangen, aus deren Elementen sie gefügt sind" (S. 192). Solche Stellen stehen in der Tradition des alten senza tempo (S. 190). Als Beispiele nennt Adorno u.a. die "aus dem Hauptthemenkomplex gebildete G-Dur-Episode nach der Exposition des ersten Satzes der Vierten Symphonie Mahlers, eine selige Stelle, liegt vor dem Hörer das wie das Dorf, vor dem ihn das Gefühl ergreift, das wäre es" (S. 193):

1. Satz, Ziffer 7

Vgl. die Parallelstelle:

1. Satz, Ziffer 23

Beachten Sie auch die drei "sehr zurückhaltenden" Viertel am Ende dieser Sequenz, die Adorno als Evokation eines sehnsüchtig erinnernden Rückblicks deutet: "wie ein lange zurückschauender Blick, der fragt: Ist das alles denn wahr?" (S. 207)

Dieser suspendierende Duktus wird wieder aufgenommen im dritten Satz: "Das Mahlersche Formgefühl verlangt aber, daß dieser episodische Charakter der Gesamtsymphonie nicht wieder entgleite; das lang ausgesponnene erste Thema des Variationensatzes der Vierten hat, ohne alles schrille Pathos, denselben Frieden eines wunschlos Heimatlichen, geheilt vom Schmerz der Grenze. Seine Verbürgtheit, welche die Beethovensche nicht zu fürchten braucht, besteht die Probe dadurch, daß Sehnsucht rastet, unbestechlich jedoch wieder laut wird im klagenden zweiten Thema, mit dem singenden Nachsatz des Transzendierens" (S. 193).

3. Satz, Thema 1

3. Satz, Thema 2

4.3.11 Suspension4.3.11 Suspension
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