Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

4. Hörerzentrierte Klangforschung

4.1.3 "parodia"

Johann Sebastian Bach: Messe h-moll
BWV 232, Agnus Dei

Agnus Dei,
qui tollis peccata mundi
misere nobis.

 

Quelle: Panito Iconomou (alto), Taverner Consort
& Players, Andrew Parrott (Leitung); Virgin veritas 1985.

Johann Sebastian Bach: Himmelfahrtsoratorium
BWV 11, 4. Arie "Ach, bleibe doch, mein liebstes Leben"

Ach, bleibe doch, mein liebstes Leben;
Ach, fliehe nicht so bald von mir!
Dein Abschied und dein frühes Scheiden
Bringt mir das allergrößte Leiden,
Ach ja, so bleibe doch noch hier;
Sonst werd' ich ganz von Schmerz umgeben.

Quelle: Ralf Popken (alto), Orchestra and Choir of the Age
of Enlightement, Gustav Leonhardt (Leitung); Philips 1994.

4.1.3 "parodia"

Der Begriff "Parodie" (von griech. para = neben, gegen und ōdḗ = Lied, Gesang) hat in der Alltagssprache die Bedeutung von Verspottung durch Nachäffen. 

Davon abzugrenzen ist der musikhistorische Begriff der Parodie (auch wenn es u. U. Überschneidungen gibt – s. 4.1.9), den ich deshalb hier in der lateinischen Version als "parodia" apostrophiere. Er wurde erst Ende des 19. Jh. eingebürgert, bezeichnet aber ein älteres Verfahren, das im 15. Jahrhundert aufkam: die Verwendung einer bereits vorhandenen Komposition in einem neuen Zusammenhang.

Die gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus der Mode gekommene Parodietechnik wurde bei J. S. Bach, von dem unser Beispiel entnommen ist, verstärkt wieder aufgegriffen.

Quiz: 50

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