Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

1. Physiologie des Hörens

1.2.2 Durchs limbische System

Signale bewerten  als

• angenehm/unangenehm

• vertraut/unvertraut

und Instinktreaktionen vorbereiten:

• Flucht oder Angriff

• Gefahr oder Chance

Bildquelle (modifiziert): www.audiva.de

1.2.1 Stationen der Hörbahn

Auf ihrem Weg von der Cochlea zum primären auditorischen Cortex durchläuft die Hörbahn mehrere Schaltstellen, die die auditiven Signale vorverarbeiten

Zunächst kreuzen sich die von den Hörschnecken abgeleiteten Nervenfasern, so dass wir Höreindrücke des linken Ohrs vorwiegend mit der rechten Gehirnhälfte und die des rechten Ohrs mit der linken Gehirnhälfte verarbeiten. Eine solche Hemisphären-Kreuzung durchlaufen ja auch die Sehnerven. Bei den Hörnerven allerdings gelangen auch einige Faserbündel zur gleichseitigen Hemisphäre, was Bedeutung für das Richtungshören hat (s. 1.4.1).

Nach der Kreuzung steigen die Weiterleitungen der Hörnerven über mehrere Knotenpunkte ("Oliven" und "Hügelchen") über die sogenannte "Schleifenbahn" auf zum Thalamus und das ihn umgebende "limbische System" – einer entwicklungsgeschichtlich älteren Gehirnstruktur, die maßgeblich an der Regulation von Instinkten, Trieben und Affekten beteiligt ist, sowie mit einem seiner Teile, dem Hippocampus, Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses ins Langzeitgedächtnis überführt.

Bevor also die Hörbahn schließlich, über den sog. "mittleren Kniehöcker", zum primären auditorischen Kortex aufsteigt, hat sie bereits Stationen durchlaufen, die das akustische Signal in Zusammenarbeit mit dem Gedächtnis emotional bewerten und instinktiv in bedrohliche ("Gefahr!") oder verlockende ("Chance!") einteilen, um den Organismus in entsprechende Bereitschaftspotentiale zu versetzen

Die Äste des primären auditorischen Kortex sind jeweils für bestimmte Frequenzbereiche der empfangenen Schallwellen zuständig.

Sie verzweigen sich dann weiter in andere Regionen der Großhirnrinde, insbesondere den benachbarten motorischen Kortex, der für willkürliche Bewegungen zuständig ist (s. Abb. in Folie 1.3). 

Ein Teil der Nervenfasern auf der Hörbahn ist darauf spezialisiert, Signale aus der Großhirnrinde zurück an die Cochlea zu senden (Abb. links: gestrichelte rote Linie), um deren Sensibilität zu regulieren (zu leise Signale verstärken, zu laute dämpfen).

1.2.2 Durchs limbische System1.2.2 Durchs limbische System
SprechblaseSprechblase
Fragezeichen