Peter Matussek

Medienästhetik der Schrift

6. Die antiken Schriftkulturen

6.0 Übersicht

Auch wenn die Schriftverwendung der Donauzivilisation älter ist, sind die Urspünge nahezu aller heute gängigen Schriftsysteme (mit Ausnahme Chinas und Japans) in den antiken Hochkulturen des östlichen Mittelmeerraums zu finden (6.1). Daher rührt die Formulierung "ex oriente lux" = aus dem Osten kommt das Licht (der Erkenntnis).

Den Anfang macht Ägypten, wo bereits um 3400 die ersten Hieroglyphen auftauchten und die Entwicklung vom Bildzeichen zum phonetischen Schriftzeichen, die für die meisten Schriftkulturen typisch ist, sich vollzog (6.2).

Nicht viel später setzte die Schriftentwicklung in Mesopotamien (von griech. "meso potamos" = zwischen den Flüssen, dt.: "Zweistromland"). Auch sie begann mit Hieroglyphen, die sich zur "Keilschrift" entwickelten (6.3).

Die sog. "Levante" (von lat. "levare" = sich erheben, also die Region, wo von Rom aus gesehen die Sonne aufgeht) ist ein Schmelztigel der verschiedenen Schriftkulturen im östlichen Mittelmeerraum. Für uns die wichtigste ist die phönizische Schrift, an deren Ursprung ägyptisch und mesopotamisch beeinflusste Hieroglyphen (als Konsonantenzeichen) stehen, aus denen sich die Vorform des griechischen Alphabets entwickelt (6.4).

Die Griechen hatten schon seit Mitte des 2. Jahrtausends verschiedene Schriftsysteme, die sog. "Palastschriften". Mit den Seevölkerkriegen (um 1000) brach diese Schrifttradition aber ab. Nach einer jahrhundertelangen Phase der Schriftlosigkeit, in der das kulturelle Wissen oral weitergegeben wurde, führten die Griechen das phönizische Alphabet ein und ergänzten es um die Vokale. (6.5)

In Italien mischten sich phönizische und griechische Einflüsse zur etruskischen und lateinischen Schrift. Seit dem 4. Jh. v. Chr. liegt sie in der uns geläufigen Form vor, die schließlich weltweite Verbreitung findet (6.6)

 

 

 

 

6. Die antiken Schriftkulturen古老的文字
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