Peter Matussek

Medienästhetik des Klangs

9. Automatisierung der Klangproduktion

9.1.5 Pianola (Edwin Scott Votey 1895)

Alfred Cortot spielt Chopin: Etude op 25,1 auf einem Duo-Art-Pianola (ca. 1920). Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=sufNy3I0QxU

Jan Paderewski spielt Liszt: Ungarische Rhapsodie 1 auf Pianola Duo-Art Aeolian (1925). Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=o4-HySYGzzo

Josef Hoffmann spielt Beethoven: Mondscheinsonate 1. Satz auf Pianola Duo-Art Aeolian (1934). Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=dSswQxInr0U

Claude Debussy spielt seine Komposition Claire de Lune (1890) auf einem Pianola (1913)

(Das Folgende ist eine Kurzfassung aus https://de.wikipedia.org/wiki/Kunstspielklavier)

"Ein Kunstspielklavier ist ein automatisches Klavier, das aber im Unterschied zum elektrischen Klavier dem Benutzer die Möglichkeit gibt, die Wiedergabe der Musik zu beeinflussen. Kunstspielklaviere werden pneumatisch betrieben. Die Musik wird durch gelochte Papierbänder, die sogenannte „Klavierrolle“ oder „Notenrolle“ (engl. Piano Roll) als Trägermedium übertragen. Diese Notenbänder sind auswechselbar und waren im Musikalienhandel zu kaufen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden alle Arten von mechanischen Klavieren häufig Player Piano oder Pianola genannt, ohne die Art des Instrumentes genauer zu bezeichnen. Im deutschen Sprachgebrauch wird auch der Markenname Phonola benutzt.

Das Kunstspielklavier ist meist auch als normales Klavier von Hand spielbar, es sei denn es ist ein Vorsetzer, diese konnten nur die Notenbänder abspielen und hatten keine Klaviatur. Unten mittig am Instrument sind zwei Tretbälge ähnlich denen beim Harmonium angebracht. Mit diesen wird durch ständiges Treten beim Spiel des Instruments die für den Transport der Notenrolle und die pneumatische Auslösung der Klaviermechanik nötige Saugluft (Unterdruck) erzeugt. Das Kunstspielklavier hat an der Vorderseite Regler in Form von Knöpfen, Schiebern oder Druckschaltern. Mit diesen kann der Benutzer, in der Fachsprache Pianolist genannt, die Wiedergabe beeinflussen. Durch diese Regler sind im Normalfall die Geschwindigkeit der Notenrolle, die Pedale (zum Leisespielen durch Wegverkürzung der Hämmer, und das Sustain-Pedal zur Aufhebung der Dämpfung) und die Laut- und Leisefunktionen für Bass und Diskant regelbar. Damit war erstmals eine Wiedergabe möglich, die annähernd dem Spiel eines Pianisten glich.

Die Regelung der Betonung beim Kunstspielklavier durch Handhebel, die sogenannte „Handbetonung“, wurde von der Werbung als künstlerisch hochwertiges Spiel angepriesen, das somit jedem Besitzer eines solchen Instrumentes möglich sei. Tatsächlich erfordert die künstlerische Interpretation einer Pianola-Rolle erhebliche Fähigkeiten und musikalische Kenntnisse. Dies blieb daher die Domäne der musikalisch ausgebildeten Pianolisten.

Vor der Entwicklung des Reproduktionsklavieres galt das Kunstspielpiano als ernsthafte Form der künstlerischen Wiedergabe von Musik. Es gab bis in die 1920er Jahre sogar Berufs-Pianolisten.

Schon seit 1895 stellte die amerikanische Aeolian Company in New York City unter dem Markennamen Pianola (siehe dort) pneumatische Klaviere mit Notenband her, die jedoch über keine Betonungsregelung verfügten, sondern nur das Notenband abspielen konnten. Dies hatte eine gleichförmige, etwas leiernde Wiedergabe zur Folge, diese Instrumente konnten höheren musikalischen Ansprüchen nicht gerecht werden.

Das erste echte Kunstspielklavier mit Regelungen der Betonung wurde um 1900 ebenfalls von der Aeolian Company auf den Markt gebracht, es spielte 65 Töne. Der Name Pianola wurde und wird häufig als Synonym für die gesamten selbstspielenden Klavier benutzt, vor allem in den englischsprachigen Ländern. 1902 brachte die Ludwig Hupfeld AG in Leipzig das Kunstspielklavier Phonola auf den Markt, das zuerst 73, später 88 Töne spielen konnte. 1905 kamen von der Aeolian Company die ersten Künstlerrollen. Diese waren nicht mehr nur einfach von den Noten abgelesene und in die Notenrolle gestanzte Toninformationen, diese von leibhaftigen Pianisten eingespielten Rollen gaben schon die Agogik, also die Tempoänderungen der Pianisten beim Klavierspiel wieder.

Etliche Komponisten haben Stücke für selbstspielende Klaviere geschrieben, zum Beispiel Igor Strawinsky und Alfredo Casella für Pianola, Paul Hindemith und Ernst Toch für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon. Von Percy Grainger gibt es ein von ihm für Pianola arrangierte Version von Shepherd's Hey. George Antheil arrangierte im Juli 1927 den I. Teil seines Ballett mécanique für Welte-Mignon. Ein Komponist, der sich beinahe ausschließlich mit Kompositionen für Player-Piano befasste, war Conlon Nancarrow."

9.1.5 Pianola (Edwin Scott Votey 1895)9.1.5 Pianola (Edwin Scott Votey 1895)
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