1. Physiologie der Bewegungswahrnehmung

1.1. Die Scheinbarkeit wahrgenommener Bewegungen

Die neurowissenschaftliche Forschung zur menschlichen Wahrnehmung hat seit Kurzem die Zauberei als ergiebiges Forschungsfeld entdeckt. Auf großen Konferenzen mit Berufsmagiern und Neurowissenschaftlern – wie unlängst in Las Vegas – geht man der Frage nach, warum es Zauberern so gut gelingen kann, die Menschen zu täuschen (1.1.1).

Im Wesentlichen sind es zwei Effekte, die für Konstruktion einer Bewegungswahrnehmung verantwortlich sind: Der Stroboskopeffekt und der Phi-Effekt (1.1.2).

Die für Bewegungswahrnehmungen notwendigen Berechnungen kann das Gehirn auf zwei Arten aus den Sinnesdaten der Augen entnehmen: zum einen aus der Bildbewegung, zum anderen aus der Augenbewegung (1.1.4).

Erstreckt sich die Bewegung über unser gesamtes Gesichtsfeld, nehmen wir keine Objektbewegung wahr, sondern unser Gehirn unterstellt, dass wir es sind, die sich bewegen, und sorgt durch Manipulation unseres Gleichgewichtssinns für Gegenwirkungen zu unserer (vermentlichen) Ortsveränderung (1.1.3).

Wenn wir an eine bestimmte Bewegungsrichtung gewöhnt (habituiert) sind und diese dann aufhört, können wir die Dynamik beobachten, mit der das Gehirn Konstanz herzustellen sucht: das Objekt bewegt sich nun in die umgekehrte Richtung (1.1.5).