4.2.3Leerstellen in der bildenden Kunst | ||
Léon Gérôme: Tod des Marschall Ney (1868). Sheffield, City Art Galleries Kemp (1985) exemplifiziert an Gérômes Gemälde Der Tod des Marschall Ney, das die Situation kurz nach der Erschießung eines Zivilisten zeigt, verschiedene Arten piktoraler Leerstellen: Die bildbeherrschende Fläche einer Mauer, vor welcher der Getötete liegt, in die der Betrachter also das vergangene Geschehen hineinzuprojizieren hat; den im Bild nicht dargestellten Standort der Täter, der nur durch die Bewegungsrichtung eines zurückblickenden Soldaten zu erschließen ist; die bildliche Unbestimmtheit der Handlung und die fehlende Stellungnahme des Künstlers, die an das historische Erinnerungsvermögen des Rezipienten appellieren. Das Beispiel macht deutlich, dass piktorale Leerstellen nicht einfach Auslassungen sind, sondern Bildelemente, die Kombinationsleistungen des Betrachters anstoßen:
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