3.1

Können Maschinen lesen?

 

Auch in Bezug auf Computer sagen wir, dass sie "lesen" ('Read Only Memory', 'Barcode-Leser' etc.). Diese Lesarten sind hinsichtlich eines spezifischeren Begriffs von "Lesen" im Sinne von Schriftrezeption nicht weniger metaphorisch als die vorgenannten. Denn Speichermedien für Computercodes, wie z.B. die abgebildeten CD-ROMs, sind für uns schlechthin unlesbar.

Es ist aber festzustellen, dass unser Begriff des Lesens sich dem des maschinellen Lesens bereits angenähert hat, der in der bloßen Entnahme von Daten aus Speichern aufgeht.

Äußerungen wie die folgenden sind damit schon beinahe unnachvollziehbar geworden:

"Die guten Leutchen wissen nicht, was es einem [sic!] für Zeit und Mühe gekostet, um lesen zu lernen. Ich habe achtzig Jahre dazu gebraucht und kann noch nicht sagen, dass ich am Ziel wäre."

Goethe zu Eckermann, 25.1.1830.

"Schriftlichkeit ist Selbstentfremdung. Ihre Überwindung, das Lesen des Textes, ist also die höchste Aufgabe des Verstehens."

Gadamer (1960), S. 368.