1.3

Der Mechanismus des Lesens: simultan oder sukzessiv?

 

Quelle: Zimmerman (1910)

Um 1860 begannen Physiologen, die Augenbewegungen beim Lesen in Labor-Experimenten zu untersuchen. Hierfür wurde das Tachistoskop eingesetzt, ein Gerät, mit dem sich kurze Expositionszeiten z.B. von Buchstaben genau einstellen lassen. Die Abbildung rechts zeigt ein "Falltachistoskop", wie es Wilhelm Wundt verwendete.

Die Beantwortung der Frage, ob das Lesen ein gestalthaft wahrnehmender Vorgang ist, der die Wörter simultan an ihrer "Gesamtform" erkennt, oder ob es sich vielmehr um ein serielles Erfassen von Buchstabenfolgen handelt, blieb lange umstritten. Die frühen Tachistoskpexperimente schienen die zweite These zu belegen (vgl. 1.3.1).

Es gab aber auch Tachistoskopexperimente, die zu anderen Ergebnissen führten (2.3).

Heute gebräuchliche, weniger manipulative Verfahren sind:
• Elektrookulographie (EOG)
• Reflexionsmethoden mit Infrarotlicht
• Blickaufzeichnung mit Lesebrillen (s. Abb.).
Mit solchen Verfahren lässt sich nachweisen, dass sich die Augenbewegung beim Lesen Sprüngen, sog. "Saccaden", vollzieht (Demonstration 1.3.2).

Es gibt aber auch weniger aufwendige Methoden, sich von der Tatsache zu überzeugen, dass die Augenbewegung beim Lesen charakteristische Sprünge macht:

• Die Augenbewegung ertasten (1.3.3)
• Die Augenbewegung in Nachbildern sehen (1.3.4)


Quelle: http://www.ceb-trier.de/forschung_ausstattung.php